Kreditnehmereinheit

Eigentlich eigenständige Unternehmen sind häufig wirtschaftlich oder sogar rechtlich miteinander verwoben und verbunden. Das ist in einer florierenden und gesunden Wirtschaft auch normal, doch bei der Kreditvergabe kann es durch genau diese wirtschaftlichen oder rechtlichen Verbindungen von Unternehmen für die Kreditinstitute – also deren Kreditgeber – selbst gefährlich werden. Denn werden an Unternehmen, die miteinander verbunden sind, Kredite sozusagen ungünstig vergeben, so kann es dazu kommen, dass durch Liquiditätsprobleme bei nur einem Unternehmen auch die verbundenen Unternehmen mit in Zahlungsschwierigkeiten kommen. Und dies kann wiederum dazu führen, dass durch mehrere gefährdete Kredite auch ein Kreditgeber in wirtschaftliche Gefahr gerät. Um dies zu verhindern, kennt das Kreditwesen den Begriff der Kreditnehmereinheit. Mit der Kreditnehmereinheit werden nämlich die verbundenen Unternehmen bankintern bei der Risikobewertung und Kreditvergabe quasi zu einem virtuellen Kreditnehmer zusammengefasst.

Insbesondere bei Konzernen und Unternehmensgruppen können wirtschaftliche und rechtliche Verbindungen und Abhängigkeiten sehr komplex sein. Manchmal sind die Unternehmen, die ja eigentlich eigenständig agieren und eigene wirtschaftliche Einheiten bilden, so miteinander verbunden, dass das eine nicht ohne das andere überleben kann. So kann es durchaus vorkommen, dass durch die Krise eines Unternehmens ein ganzer Unternehmensverbund ins Wanken gerät. Für Banken kann dies im Allgemeinen ein ziemlich hohes Risiko darstellen. Denn schnell drohen nicht nur die Forderungen gegenüber einem Unternehmen nicht durchsetzbar zu sein, sondern auch gegenüber dessen Partnern, Töchtern, Schwester- oder Muttergesellschaften. Die letzte Finanzkrise hat dabei gezeigt, dass genau dies sogar große Banken in Probleme bringen kann.

Damit das Risiko der verbundenen Unternehmen beherrschbarer wird, gibt es in der Finanzwirtschaft den Begriff der Kreditnehmereinheit. Dieser hat seit der letzten Finanzkrise an Bedeutung gewonnen und wird heute praktisch auch strenger angewendet. Das Prinzip hinter der Kreditnehmereinheit ist dabei im Grunde ganz simpel. Eine Bank fasst bankintern wirtschaftliche und rechtliche Unternehmen sozusagen zu einem Kreditnehmer zusammen. Wie dies genau geschieht, regeln in Deutschland Gesetze wie das CRD-Umsetzungsgesetz oder das Kreditwesengesetz (KWG). Diverse Gesetze verpflichten die Banken dabei zu einer ganzen Reihe an Vorschriften, Regelungen und Meldepflichten, was alles dazu dienen soll, dass die Banken als Kreditgeber nicht selbst in die Schieflage geraten, wenn beispielsweise ein Konzern in finanzielle Nöte gerät.

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