Nov 10
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Eine privatwirtschaftliche Ratingagentur ist im Bereich der Finanz-, Kredit- und Wirtschaftsbeurteilung tätig und schätzt die finanzielle Lage von Unternehmen sowie das Wertniveau von Finanzprodukten ein. Zu den Beurteilungsbereichen zählen auch staatliche Finanzvolumen und die Kreditwürdigkeit – also die Bonität – von Unternehmen, Staaten und den untergeordneten Gebietskörperschaften.
Ratingagentur als Analysten: Wirtschaftlichkeit, Finanzmärkte und Kontexte
Die Einschätzungen der finanziellen Liquidität, die sowohl perspektivisch unter Berücksichtigung vergangener Finanzsituationen sowie zukünftiger Entwicklungen getroffen werden, versuchen den gegenwärtigen Situationen Rechnung zu tragen und eine realistische Beurteilung abzugeben. Der Analyse liegen zumeist umfassende wirtschaftliche Daten zugrunde, die in einem Schlüssel dargestellt werden, von der sich die Bonität der untersuchten Institution, des Staates oder Unternehmens ablesen lässt. Hierbei werden sowohl direkte Daten der Wirtschaftlichkeit und Wertschöpfung analysiert, als auch indirekte Indikatoren und Kontexte wie globale Entwicklungen, Handelspartnerschaften und Finanzregulierungen.
Kreditgeschäfte: Auftragsgeber der Ratingagenturen
In der Hauptsache werden Ratingagenturen beauftragt, Wahrscheinlichkeiten und Möglichkeiten für Kreditvergaben zu ermitteln. Gläubiger wie Privatbanken, Staatsbanken und Unternehmen, aber ebenso Schuldner aus verschiedenen institutionellen Bereichen lassen im Rahmen von Analysen Strategiepläne entwerfen, die zu einem besseren Rating, also einer besseren Kreditwürdigkeit führen. Gläubiger haben hierbei zu meist ein Interesse an den Wahrscheinlichkeiten, mit denen Kredite zurückgezahlt werden können. Schuldner hingegen benötigen für die Gewährung von Krediten oftmals ein bestimmtes Rating, für das sie im Vorfeld gezielte Maßnahmen ergreifen können. Da die Schuldner zu den wichtigsten Auftragsgebern der Ratingagenturen gehören, besteht hierbei vielfach die Gefahr der gegenseitigen Beeinflussung. Da die Ratingagenturen als Finanzdienstleister ein langfristiges Interesse an den Aufträgen von Schuldnern haben, können hierbei teilweise Hemmnisse auftreten, insbesondere dann, wenn es gilt den Schuldnern klare Maßnahmen zu empfehlen, die möglicherweise den Interessen der Schuldner widersprechen. Ein Auftraggeber kann im Zweifel die Agentur wechseln um eine bessere (ihren Interessen entsprechende) Absprache für Maßnahmen und Ratingergebnis zu erzielen.
Ratingagenturen und die Weltwirtschaftskrise
Im Zuge der weltweiten Wirtschaftskrise sind Ratingagenturen vielfach in die Kritik geraten und werden von Analysten und auch der Bundesregierung für die Krise mitverantwortlich gemacht. Insbesondere durch Fehleinschätzungen, deren Entstehen möglicherweise durch interessensgeleitete Analysen ermöglicht wurde, sind zahlreiche Finanzbeurteilungen ohne nachvollziehbare Verankerung in den wirtschaftlichen Realitäten getroffen worden. Hiergegen wurde auf europäischer Ebene eine Ratingverordnung erarbeitet.